Bernhard Strasser

"Die Wasserkraft ist mein Leben"

Bernhard Strasser ist seit Jahrzenten in der Wasserkraftbranche aktiv. Nicht nur als Betreiber, sondern auch als Experte für Revitalisierungen und Innovator. Mit der Fischaufstiegsschnecke System Rehart/Strasser stammt eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre aus seiner Feder.

 

Sie arbeiten seit mittlerweile mehr als 40 Jahren im Wasserkraftsektor. Welche Stationen haben Sie dabei durchlaufen?

 

Begonnen hat alles 1972, mit dem Eintritt als Technischer Zeichner – Lehrling in die Fa. Voith – St. Pölten. Ab 1978 war ich als Konstrukteur und Projektant für Wasserturbinen tätig. Da gab es dann schon die ersten Anknüpfungspunkte zum „Verein zur Förderung von Kleinkraftwerken“ unter dem damaligen Geschäftsführer Bernhard Pelikan.

Damals gab es noch ein ziemliches Spannungsfeld zwischen Kleinkraftwerken und den Landes-EVUs, sodass Voith offiziell den Verein nicht unterstützen durfte oder wollte.

 

Wie ging es dann weiter?

 

1989 habe ich mich mit der Gründung der Firma „Strasser & Gruber – Wasserkraft“ selbständig gemacht. Unser Betätigungsfeld war anfangs vor allem die Revitalisierung und Automatisierung von Kleinkraftwerken sowie der Verkauf von Gebrauchtturbinen. Über 100 Gebrauchtturbinen, Großteils Fabrikat Voith, haben wir nach einer Generalüberholung in Kraftwerke eingebaut. Die meisten davon leisten auch heute noch gute Dienste.

Heutzutage ist der Gebrauchtturbinenmarkt ziemlich eingebrochen. Unter der Prämisse einer möglichst effizienten Nutzung des vorhandenen Standortes werden bei größeren Anlagen nur noch selten gebrauchte Turbinen eingebaut.

1992 kaufte ich gemeinsam mit einem Partner eine Schlosserei in der Nähe von Amstetten, wo die notwendigen Turbinenreparaturen durchgeführt wurden.

 

Haben Sie sich auch deshalb für die weiteren „Standbeine“ entschieden?

 

Ja, wir „pachten“ zum Beispiel Kraftwerke, bringen sie auf Vordermann und betreiben sie für den Eigentümer. Viele große Firmen haben dieses Angebot gerne angenommen, da sie sich um Nichts kümmern müssen, nur die tatsächlich erzeugte kWh bezahlen müssen und so die Substanz der Kraftwerke erhalten wird. Und wir betreiben mittlerweile auch unsere eigenen Kraftwerke.

 

2011 haben wir auch die Generalvertretung der Fa. Rehart-Deutschland auf dem Gebiet der Wasserkraftschnecken übernommen. Mit diesem Partner konnten wir dann auch die Fischaufstiegsschnecke (FAS), wo es seit 1970 eher weniger geeignete Konstruktionen und Patente gibt, erfolgreich weiterentwickeln und zur Marktreife führen.

2014 wurde von uns ein Wasserrecht an der Url gekauft und die erste Pilotanlage einer Fischaufstiegsschnecke neben einer Wasserkraftschnecke gebaut. Mittlerweile konnten wir unser System der FAS an 20 Standorten, mit durchwegs guten Ergebnissen, ausführen.

 

Stichwort Fischaufstiege: Letztes Jahr wurde der Entwurf eines überarbeiteten Leitfadens zur Stellungnahme veröffentlicht. Was halten Sie davon?

 

Darauf haben wir  lange  warten müssen, und ich hätte mir mehr Flexibilität gewünscht. Positiv betrachtet ist es gut, dass die Fischaufstiegsschnecke nun im Leitfaden aufgenommen wird.

Aber unsere Argumente trafen oft auf vorgefasste Meinungen. So hört man z.B. dass die FAS, trotz bester Ergebnisse, auf Fische mit 85 cm Länge (diese Längenklassifizierung gibt es aber nicht) eingeschränkt werden soll, wir hoffen noch, dass dies wenigstens auf 90 cm geändert wird. Ebenso auf den Schwarmfisch Nasen, obwohl wir mehr als 1000 Kleinfische/Tag und 60 Barben/Tag nachweisen konnten.

Uns wird auch  negativ ausgelegt, dass bei keiner unserer Anlagen  Nasenschwärme nachgewiesen werden konnten. Leider waren bisher bei keiner Anlage Nasenschwärme vorhanden! Aber auch beim Vertical Slot konnten diese Massenaufstiege nicht nachgewiesen werden, da ist es offensichtlich kein Problem.

 

Anfang des Jahres kam es zu einem „Beinahe-Blackout“ in Europa. Was sagen Sie als erfahrener Wasserkraftexperte dazu?

 

Ich denke man hat am 8. Jänner gesehen, dass starke überregionale Stromleitungen wichtiger denn je sind. Aber auch die (Klein-)Wasserkraftwerke sind ein wichtiger Faktor zur Netzstabilisierung, da sie, zum Unterschied von Wind und Photovoltaik, sehr konstante Leistungen abgeben. Darüber hinaus tragen Sie durch Ihre Nähe zu den Verbrauchern zur Entlastung der überregionalen Leitungen bei.

 

Jedes Kilowatt Wasserkraft mehr, das wir in Zukunft in den regionalen Leitungen haben, bedeutet auch ein Stück mehr Versorgungsicherheit. Die Lockdowns der vergangen 12 Monate haben da aber leider auch zu Verzögerungen geführt. Mit diesen problematischen Verzögerungen kämpfen wir fast überall. Bei Wasserrechtsverhandlungen wo derzeit wenig weitergeht, aber natürlich auch beim Leitfaden für Fischaufstiegshilfen.

 

Sie sind seit fast 50 Jahren im Geschäft. Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?

 

Ich möchte  mich in den nächsten 3 Jahren aus dem operativen Geschäft zurückziehen und nur mehr beratend tätig sein.

Die Nachfolge ist durch meinen Sohn Mario gegeben, außerdem steigt unser Cousin in die Firma ein und es ist dann auch ein Ing-Büro angeschlossen.

 

 

 

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