Erneuerbare Energien im Bundesländervergleich - Teil 2

Der Weg der Bundesländer zur Klimaneutralität unter der Lupe

Im ersten Teil unseres Blickes auf den Ausbau Erneuerbarer Energien in den einzelnen Bundesländern konzentrierten wir uns zunächst auf das Zusammenspiel zwischen Bund und Ländern und wieviel Integrität die beteiligten Staatsapparate haben. Zusätzlich wurden die bundeslandspezifischen Zielsetzungen den tatsächlichen Zielen gegenübergestellt und der Nachbesserungsbedarf skizziert. Schlussfolgernd war jedenfalls klar, dass eine Anpassung von Zielen und Maßnahmen der Bundesländer erforderlich ist, um mit den nationalen beziehungsweise europäischen Mindestzielen mithalten zu können. Doch wo stehen die einzelnen Bundesländer derzeit wirklich?

 

Wo welche Bundesländer aufholen müssen

 

Um einen genaueren objektiven Einblick in die tatsächlichen Entwicklungen der Treibhausgasemissionen der Bundesländer zu bekommen ist es essenziell, sich die Zielerreichung der jeweiligen Bundesländer in den Sektoren (Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft) vor Augen zu führen, um ein gutes Gesamtbild zu erhalten. Beispielsweise kann ein Bundesland im Verkehrssektor gut abschneiden, jedoch in der Landwirtschaft weit zurückliegen.

 

Die Studienautoren von der Österreichischen Energieagentur haben daher die Bereiche Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft differenziert für jedes Bundesland betrachtet. Zur Bewertung wurde dabei der historische Fortschritt von 2005 bis 2017 mit den notwendigen Entwicklungen bis 2030 ausgearbeitet. Diese zeigt ein differenziertes Bild, das sich auch aufgrund der Unterschiedlichkeit der Bundesländer erklären lässt.

 

Die Entwicklungen der einzelnen Bundesländer wurden hinsichtlich der CO2-Reduktion in den einzelnen Sektoren basierend auf den Ergebnissen der Teilziele 2017 bewertet und in Farbskalen veranschaulicht. Grün bedeutet, dass das erwünschte Ziel deutlich erreicht oder sogar übertroffen wurde. Bei einer gelben Bewertung ist ein positiver Kurs in Richtung Zielerreichung erkennbar, rot bewertet wurden Sektoren, welche eine deutliche Verschlechterung der erwünschten Entwicklung vorwiesen. Erkennbar ist, dass im Gebäudesektor fast jedes Bundesland auf einem erkennbaren Kurs zur Zielerreichung ist. Lediglich Wien ist hinsichtlich des Teilziels 2017 deutlich schlechter zu bewerten.

 

 

Die restlichen Bundesländer sind zumindest auf einem guten Weg, haben das Ziel erreicht oder sogar übertroffen – wie etwa Salzburg, Vorarlberg, Kärnten, Steiermark und Niederösterreich. Im Bereich der Landwirtschaft hat lediglich Wien, also in jenem Bundesland, in dem die Landwirtschaft zumindest wirtschaftlich die geringste Rolle spielt, das nötige Teilziel deutlich erreicht.

 

Das Bundesland Kärnten ist gelb bewertet worden, was bedeutet, dass die Entwicklung nahe dem Teilziel war und somit ein Weg erkennbar ist. Die restlichen Bundesländer lagen deutlich unter den notwendigen Anforderungen. Betrachtet man den Sektor Verkehr, lässt sich lediglich in Wien eine positive Entwicklung erkennen, während die anderen Bundesländer wieder deutlich schlechter abschneiden.

 

Der letzte Sektor, Energie und Industrie, wurde Tirol mit gelb bewertet, da zumindest eine positive Entwicklung erkennbar war. In Wien und Niederösterreich hingegen wurden die Ziele deutlich erreicht und somit positiv bewertet. Die restlichen Bundesländer sind hier wieder auf einem erkennbar schlechteren Weg.

 

Wie geht es weiter?

 

Im Ausblick auf das Jahr 2030 haben sich alle Bundesländer eigene Treibhausgasreduktionsziele gesetzt. Lediglich die Ziele Oberösterreichs liegen unter dem österreichweiten Ziel – alle anderen Zielsetzungen sind auf dem Niveau des Bundes oder sogar darüber. In Summe würden bei Erreichung der bundesländerspezifisch gesetzten Ziele österreichweit 31% der Treibhausgasemissionen eingespart werden. Jedoch lässt sich aufgrund fehlender Quantifizierungen einzelner Strategien der jeweiligen Bundesländer die Zielerreichung im Bundesländervergleich nicht bewerten. Somit kann nicht erörtert werden, ob die bereits gesetzten Maßnahmen ausreichen werden.

 

Die Sache mit der Klimaneutralität

 

Nahezu alle Bundesländer haben in ihren Zielen deklariert, bis 2050 klimaneutral zu sein. Das durch die Bundesregierung im Regierungsprogramm 2020-2024 festgelegte Ziel, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, fordert eine Zielanpassung der einzelnen Bundesländer.

 

Naturgemäß ist demnach die neuere bundesweite Zielsetzung auf Länderebene noch nicht abgebildet. Jedoch bildet hier Salzburg eine Ausnahme, da dieses Bundesland bereits ein Teilziel bis 2040 anstrebte. Demnach wäre es erforderlich, in Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern eine österreichweite Zielanpassung zur Klimaneutralität bis 2050 vorzunehmen.

 

Übersicht der nicht-EH-THG-Ziele bis 2050 der Bundesländer

 

Ausblick und Fazit

 

Die kürzlich publizierte Studie „Klima- und Energiestrategien der Bundesländer“ der Österreichischen Energieagentur verdeutlicht einmal mehr, dass es ambitionierter Zielanpassungen der einzelnen Bundesländer bedarf, um das Mindestmaß der geforderten Ziele zu erreichen.

 

Wie im ersten Teil bereits resümiert, sind die gebündelten Länderziele bei weitem nicht ausreichend, um den bundesweiten Anforderungen zu genügen. Aber auch bei genauerer differenzierterer Betrachtung – wie in diesem Teil vollzogen – lassen sich fehlende große Stellschrauben der einzelnen Länder erkennen.

 

Kein Bundesland ist in allen vier Bereichen der Treibhausgasemissionen auf einem erkennbaren oder guten Weg. Die „grünen“ Sektoren in den jeweiligen Bundesländern lassen auch eher auf eine einfache Erreichbarkeit als auf eine besondere Anstrengung in jeweiligen Sektor schließen.

 

In jedem Bundesland liegt die Zielerreichung zur Treibhausgasreduktion in mindestens einem Bereich deutlich unter dem geforderten Niveau – in manchen sind es sogar drei Sektoren. In weiterer Zukunft sind eine bessere Koordination zwischen Bund und Ländern, sowie genauer akkordierte organisatorische Rahmenbedingungen erforderlich, um ein effektives Zusammenspiel zu erreichen.

 

Dieses ist notwendig, um den gesamtheitlich geforderten Mindestzielen gerecht zu werden und Österreich hinsichtlich Klimaneutralität auf einen guten Weg zu bringen.

 

Information:

 

Die Studie „Energie und Treibhausgase - Analyse der Entwicklungen auf Ebene der Bundesländer“ der Österreichischen Energieagentur steht auf der Website unseres Dachbandes EEÖ zum Download zur Verfügung:

erneuerbare-energie.at/downloads

 

Hier geht es zu Teil 1