Josef Lampl

Josef Lampl war viele Jahre als Geschäftsführer von KÖSSLER das Gesicht eines weltweit erfolgreichen Turbinenherstellers. Seit einigen Jahren „wandert“ er immer weiter gegen Westen und hat für seine neue Stelle bei Illwerke VWK quasi die Seiten gewechselt. Wie es dazu kam erzählt er uns im aktuellen Gespräch.

Sie arbeiten seit mittlerweile fast 35 Jahren im Wasserkraftsektor. Wie ist es dazu gekommen? 

Nach meiner HTL Ausbildung zum Elektrotechniker konnte ich zwischen zwei Berufsfeldern wählen, der Seilbahntechnik oder der Wasserkraft. Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt zur Wasserkraft keine wirklichen Anknüpfungspunkte gehabt habe, hat mich die Wasserkraft mehr fasziniert und diese Faszination ist mir bis heute geblieben. 

 

Welche Stationen haben Sie dabei durchlaufen? 

Begonnen habe ich als Automatisierungstechniker bei der Firma Kössler. Ich war viele Jahre als Inbetriebnahme - Techniker unterwegs, sowohl in Europa als auch in Übersee. Besonders in Erinnerung sind mir da die Länder Nicaragua, Costa Rica, Kolumbien und Indien geblieben. Später wechselte ich dann bei Kössler in den Bereich Verkauf und Projektierung.

 

Als mein damaliger Mentor und heute guter Freund Werner Panhauser sich nach vielen Jahren als Geschäftsführer etwas zurücknehmen wollte, habe ich berufsbegleitend ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und bin in die Unternehmensleitung gewechselt.

 

Nach der Übernahme durch Voith habe ich die Geschäftsführung übernommen. So sehr ich auch bei der Firma Kössler verwurzelt war, wollte ich mich doch noch einmal beruflich verändern und war dann gemeinsam mit Guntram Geppert Geschäftsführer beim gleichnamigen Turbinenbauer und bin nun mit viel Freude bei der Illwerke VKW AG als Leiter Kleinwasserkraft tätig. 

 

Wie man effiziente Turbinen baut, weiß man eigentlich schon seit dem 19. Jahrhundert.  Dennoch gab und gibt es immer wieder Weiterentwicklungen. Welche Trends erkennen Sie aktuell im Turbinenbau?  

Wenn wir als Effizienz den Wirkungsgrad von Turbinen meinen, dann ist dieser bei allen Herstellern in etwa auf gleich gutem Niveau. Trotzdem, die Entwicklung bleibt auch im Kleinwasserkraftwerksbau nicht stehen und so sehe ich den Trend hin zur Digitalisierung als richtigen Schritt.

 

Allerdings fehlt es hier -  für mein Verständnis - noch an Lösungen, die den Kraftwerksbetreibern echten Mehrwert bringen. Denn Sensoren über eine Busleitung zu verbinden und die Daten in einer Cloud abzulegen ist zu wenig, dann sprechen wir maximal von Automatisierung. 

Ein riesiges und viel zu wenig bearbeitetes Feld sind Entwicklungen im Bereich der Revitalisierung von bestehenden Anlagen. Wenn es hier für die Kleinwasserkraft kostengünstige Simulationen und standardisierte Berechnungstools gäbe, wie einzelne Kraftwerkskomponenten gegen neue, effizientere Teile ausgetauscht werden könnten und dies mit technischen Garantien untermauert würde wie bei Neuanlagen, wäre dies ein echter Innovationsschub. 

Schmunzeln muss ich immer etwas über das jahrzehntelange Bestreben, die fischfreundliche Turbine zu entwickeln. Das ist für mich so, wie wenn Kreissägehersteller versuchen, Sägeblätter zu entwickeln, die Holz schneiden, aber keine Finger. Turbinen, wo Fische fröhlich durchschwimmen, werden nicht ihrem eigentlichen Zweck gerecht, nämlich effizient Energie zu produzieren. Für den Fischschutz- und Fischabstieg muss immer die ganze Anlage betrachtet werden, nicht nur die Turbine selbst. Es gibt so viele gute und erprobte Lösungen, Fische am Kraftwerk vorbeizuleiten, da braucht es die fischfreundliche Turbine nicht. 

 

Als Projektleiter bei illwerke vkw haben Sie nun in gewisser Weise die Rolle gewechselt. Weg vom „Verkäufer“ von Turbinen, hin zum „Kunden“. Was hat sich für Sie dadurch der Arbeitsalltag geändert? 

Das Spektrum ist viel breiter geworden. Themen wie die Erfüllung behördliche Auflagen, Ökologie, neue Rahmenbedingungen durch das EAG, Energiegemeinschaften, Energiehandel, Bewilligungsverfahren, der Dialog mit Kraftwerksskeptikern und vieles mehr nehmen einen Großteil meiner Arbeitszeit in Anspruch. Die Faszination Kleinwasserkraft und die Freude an der Arbeit sind aber unverändert gleich.  

 

Ist die Rolle als „Bauherr“ eine schwierigere als Turbinenhersteller? 

Ich denke, schwierig wird es immer dann, wenn man in Problemen denkt und nicht in Lösungen. Egal, ob in der Rolle als Turbinenbauer oder jetzt bei der Illwerke VKW AG, wir haben immer nach Lösungen gesucht und das ist der richtige Weg.   

 

Wenn Sie sich für die Zukunft etwas wünschen würden, was wäre das? 

Eine breitere und positive Wahrnehmung der Wasserkraft als jene erneuerbare Energieform, die uns ganz wesentlich hilft von der leidvollen Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten unabhängig zu werden. Weiters eine Politik, die ernsthaft und nachweislich hinter dem Ziel steht, unser Land bis 2050 zu 100 % mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Denn das eine sind politische Ankündigungen und das andere ist die Realität. Mit immer mehr Hürden, gesetzlichen Einschränkungen und langen Genehmigungsverfahren werden wir dieses Ziel nie und nimmer erreichen.