KW Husarenwehr

St. Veit/Gölsen - Erfolgreiche Projektumsetzung durch innovatives Bürgerbeteiligungskonzept

Die ReEnergie Zöchling GmbH gilt als Motor für erneuerbare Energien in der Region südlich von St. Pölten. Nach einjähriger Bauphase wurde mit der Husarenwehr das jüngste Projekt erfolgreich umgesetzt. Wesentlich zum Erfolg beigetragen hat ein innovatives Bürgerbeteiligungskonzept, das es den Menschen in der Region ermöglicht ihr Geld in nachhaltige Projekte mit regionaler Wertschöpfung anzulegen. Zur feierlichen Eröffnung konnten auch hochrangige Vertreter der Landespolitik gewonnen werden.

 

Am 17. Juli wurde die Husarenwehr, auch „Husarenmühle“ genannt, in Kropfsdorf in St. Veit an der Gölsen feierlich eröffnet. Über 200 interessierte Gäste statteten dem Event einen Besuch ab, und ließen sich die Möglichkeit nicht nehmen einen Blick in die neue hochmoderne Kraftwerksanlage zu werfen. Neben einer Kraftwerksbesichtigung konnten sich die Besucher auch über E-Mobilität informieren, die ENU (Energie und Umweltagentur) und die regionale Firma ELOMO ein regionaler Anbieter hatten hierfür eigens E-Fahrzeuge ausgestellt.

Geladen hat die Familie Zöchling, die sich mit ihrem Unternehmen der ReEnergie Zöchling GmbH der Planung, Umsetzung und dem Betrieb von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen verschrieben haben. Dazu zählen neben Wasserkraftwerksprojekten auch Photovoltaikanlagen und Biomasse, in Form von Brennholz. Das jüngste Projekt verdeutlicht wie erfolgreich sie damit sind.

 

Zuspruch aus der Politik

Anerkennung für diese Leistungen kommt auch aus der Politik. LH-Stellvertreter Pernkopf war ebenfalls bei den Eröffnungsfeierlichkeiten zu Gast und lobte: „Das neue Kraftwerk ist ein Musterbeispiel, wie Wasserkraft und Gewässerschutz optimal vereinbar sind.“ Als Vertreterinnen der WK-Bezirksstelle Lilienfeld gratulierten Elisabeth Marhold-Wallner und Alexandra Höfer den erfolgreichen Unternehmern. Auch VDir. Mag. Dr. Rainer Kuhnle von der Volksbank NÖ AG hat es sich nicht nehmen lassen um sich von der Qualität des von seiner Bank mitfinanzierten Kraftwerksprojekts persönlich zu überzeugen.

 

Wie es dazu kam

Die alte, hölzerne Wehranlage des Wasserkraftwerks "Husarenmühle" wurde beim Hochwasser im Mai 2015 beschädigt. Daraufhin hat der ehemalige Besitzer der Wasserkraftanlage beschlossen das Kraftwerk nicht mehr zu sanieren. Die Familie Zöchling fasste deshalb den Entschluss, die Wehranlage zu übernehmen. Mit viel Leidenschaft, Ehrgeiz und tausenden Stunden an Eigenleistungen konnte so ein modernes Wasserkraftwerk am alten Standort entstehen.

Um eine Stauzielerhöhung bewilligt zu bekommen musste im November 2016 ein Probestau mit sogenannten BigBags errichtet werden. Um die mögliche Veränderung des angrenzenden Grundwasserspiegels zu messen, wurden nicht nur die Brunnen der Anrainer beprobt, sondern es mussten auch einige neue Sonden geschlagen werden. Da laut Gutachten keine bzw. nur vernachlässigbar geringe Veränderungen des Grundwasserspiegels festgestellt wurden, durfte das Stauziel erhöht werden. Die Erhöhung des Stauziels lässt bei Niedrigwasser jedoch eine Beeinträchtigung des Pegels St. Veit erwarten, weshalb der Pegel im Zuge des Kraftwerkbaus etwa 1,5km flussauf verlegt werden musste.

Die Bauphase selbst verlief relativ problemlos, obwohl es zwei Hochwässer gab, die den Bau etwas verzögerten. Das erste Mal war die Fundamentplatte der Wehranlage zum Betonieren bereit, als die Überflutung stattfand. Die Eisenkörbe waren aber zum Glück nur leicht verschmutzt und konnten Mithilfe der Feuerwehr innerhalb von wenigen Stunden gereinigt werden. Beim zweiten Hochwasser war das Fundament des Krafthauses bereits betoniert. Die Baugrube füllte sich 3 Meter hoch mit Schotter. Es waren zwei Tage Baggerarbeit und einiges an Handarbeit nötig um die Grube wieder zu leeren und weiterarbeiten zu können.

 

Bürgerbeteiligung

Gelungen ist der Familie Zöchling das Projekt auch dank einer kreativen und innovativen Finanzierungsmöglichkeit in Form einer Bürgerbeteiligung. Interessierte können der GmbH über eine Anleihe Geld zur Verfügung stellen, das sonst auf dem Bankkonto liegen würde. Nach einer Mindestbindung freier Wahl kann das Geld dann wieder für andere Zwecke entnommen werden. Das angelegte Geld wird über einen Treuhänder in einen gemeinsamen Vermögenspool verwaltet.

Das hat folgende Vorteile: Geld wird dort angelegt wo es einen realen Gegenwert schafft (z.B.: Kleinwasserkraftwerk) und dadurch die regionale Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien fördert. Die ReEnergie bietet im Gegensatz völlige Transparenz und Sicherheit, indem das eingelegte Geld grundbücherlich gesichert wird und die Rückzahlung wertgesichert mit dem Verbraucherpreisindex erfolgt. 10% des Vermögenspool-Volumens stehen dabei für kurzfristige bzw. regelmäßige Auszahlungen zur Verfügung. Durch das Bürgerbeteiligungskonzept war es möglich, ein Viertel des Projekts finanzieren zu können.

 

Kraftwerk in neuem Glanz

Nun präsentiert sich die Husarenmühle im neuem Glanz. Mit einem Ausbaudurchfluss von 4,7m³/s und einer Bruttofallhöhe von 3,5m (bei MQ=3,5m³/s) erreicht die Kraftwerksanlage eine Engpassleistung von 138 kW und produziert damit künftig zwischen 670.000 bis 720.000 kWh sauberen Ökostrom pro Jahr, der vollständig ins öffentliche Netz eingespeist wird. Damit können etwa 160 bis 180 Haushalte versorgt werden oder mit einem Elektroauto rund 3,6 Millionen Kilometer pro Jahr gefahren werden.

Bei der technischen Ausstattung setzte die Renergie Zöchling GmbH selbstverständlich auf Qualität aus Österreich. Zur Stromerzeugung kommt eine  vertikale Kaplanturbine von der Firma GHE - Global Hydro Energy zum Einsatz. Als Fischaufstiegshilfe dient eine Schnecke vom System Rehart/Strasser, wodurch auch eine ökologische Verbesserung des Gewässers geschaffen wird. Eine automatische Wehrklappe ermöglicht die Regulierung des Oberwasserspiegels. Der Grundablassschütz wird ebenfalls automatisch mittels hydraulischen Zylinder gesteuert. Projektiert wurde das Kraftwerk vom Planungsbüro Perzplan.

 

Weitere Projekte folgen

Die Husarenmühle ist bestimmt nicht das letzte Projekt der Familie Zöchling. Klimawandel, Luftverschmutzung, Atomkraft, Öl und Gas aus weit entfernten Ländern, das sind Tatsachen unserer Zeit, die sie nicht tatenlos akzeptieren wollen – sondern mit weiteren regionalen Projekten aktiv die Energiewende hin zur dezentralen und erneuerbaren Energieerzeugung mitgestalten.

 

Technische Kenndaten: Husarenwehr

Betreiber: ReEnergie Zöchling GmbH

Gewässer: Gölsen

Ausbauwassermenge: 4,7 m³/s

Fallhöhe: 3,5 m

Nennleistung: 138 kW

Jahresproduktion: 660.000 kWh/a

Weitere Infos unter: https://www.reenergie.at

Infos zum Vermögenspool: http://www.vermoegenspool.at