Kleinwasserkraftwerk Riesneralm Donnersbach

Innovatives Beschneiungs E-Werk verbindet Strom- und Schneeproduktion in Skigebiet

Innovativ, ökologisch, nachhaltig – das steirische Skigebiet Riesneralm in Donnersbach hat mit dem Projekt „Beschneiungs E-Werk“ ein innovatives und zukunftsweisendes Kleinwasserkraftwerk an der Talstation verwirklicht.

 

Stromerzeugung und Beschneiungsanlage zugleich

Mitte Mai dieses Jahres wurde das innovative „Beschneiungs-Kleinwasserkraftwerk“ in Betrieb genommen. Bei diesem einzigartigen Konzept wird das mit einem Kleinwasserkraftwerk zur Stromerzeugung genutzte Wasser direkt an einer ebenso neu installierten Beschneiungsanlage direkt in Schnee umgewandelt. Das neue Kraftwerk dient also sowohl der Versorgung mit Ökostrom als auch der Absicherung der Schneeproduktion im Skigebiet. Dabei wird etwa die Hälfte des gemeinsam mit dem bereits bestehenden Kraftwerk Hinterwald produzierten Stroms zur Deckung des Eigenbedarfs der kompletten technischtouristischen Infrastruktur des Skigebiets genutzt. Der restliche Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist und dient somit als zusätzliches, vom Skibetrieb unabhängiges Einkommen.

 

Schneesicherheit ohne Kostenabwälzung auf SkifahrerInnen

Um die Schneesicherheit der Pisten auch in Zukunft gewährleisten zu können, wurde bei der Riesneralm schon seit längerer Zeit der Bau eines vierten Beschneiungsteichs angedacht. Die Kosten für eine solche Investition hätten die BetreiberInnen dann etwa durch erhöhte Liftkartenpreise kompensieren müssen, was nicht in ihrem Sinn war. Laut Geschäftsführer Erwin Petz entstand daher 2016 die Idee, die Erweiterung der Beschneiungs-Kapazität mit dem Bau eines Kleinwasserkraftwerks zu kombinieren und dadurch den Zusatzspeicher zu verwerfen. Die Kosten für diese Variante waren in Summe zwar höher, aber die Finanzierung basierte nicht auf einer Abwälzung auf die SkifahrerInnen, sondern auf Einnahmen aus dem künftigen Stromverkauf und der Einsparung von Stromkosten durch Eigenbedarfsdeckung.

 

Das Wasser direkt in Schnee umzuwandeln stellte dabei völliges Neuland dar. Durch diese Konzeption konnte das Anlegen eines zusätzlichen Wasserspeichers vermieden werden. Für die Planung des Projektes wurde das bewährte Ingenieurbüro für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft Zöschg & Groß GmbH aus Graz engagiert.

 

Rasche Umsetzung 

Die Kooperationsbereitschaft der GrundbesitzerInnen, über deren Grundstücke die Rohrleitungen verlaufen sollten, stellte eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des Projektes dar. Im Spätsommer 2019 lag die finale Bewilligung des Projektes vor und im September 2019 wurde dann sofort mit der Umsetzung begonnen. Die Gebrüder Haider waren mit ihrem Know-how als Baufirma und Betreiber von zahlreichen Wasserkraftwerken die perfekten Partner für die Realisierung dieses Projektes. Nach nur drei Monaten konnte ein Teil des neuen Systems, rechtzeitig zum Start der Ski-Saison, bereits genutzt werden. Die Stromerzeugung konnte schlussendlich im Mai 2020 aufgenommen werden. Durch die Aufteilung der Rohre auf mehrere Rohrdimensionen konnten logistische Vorteile und Kosteneinsparung beim Transport erreicht werden.

 

Dank der Anbindung an das bestehende Kraftwerk Hinterwald konnte die Wasserfassung des Beschneiungs-Kraftwerks mit geringem Aufwand umgesetzt werden. Das zur Stromgewinnung genutzte Wasser fließt direkt in ein Beruhigungsbecken, welches mit einem Spülschütz ausgestattet ist und den Beginn der Ausleitungsstrecke markiert, wo auch die vom Zufluss abhängige Restwasserdotation erfolgt. Für diesen Neubau musste keine Wehranlage und somit auch kein Fischaufstieg errichtet werden.

 

Ausstattung

Für das neue Kleinwasserkraftwerk wurde eine Diagonal-Turbine von Geppert eingebaut, was Geschäftsführer Petz mit den guten Erfahrungen, die er mit dieser Turbine beim seit 14 Jahren in Betrieb befindlichen Kraftwerk Hinterwald sammeln konnte, begründet. Bei dieser Turbinenart können die Laufschaufeln in jedem Betriebszustand optimal zum Leitapparat positioniert werden, was in einem hohen Wirkungsgrad resultiert. Die moderne Beschneiungsanlage wird von der zentralen Riesneralm-Betriebswarte aus gesteuert; der steirische Branchenprofi MBK Energietechnik GmbH lieferte die notwendige Technik dafür. Es wurde eine gemeinsame Trafostation für das Kraftwerk und die Pumpstation errichtet und in das bestehende 30 kV-Netz der Riesneralm eingebunden.

 

Nach vierjähriger Verhandlungsphase zeigt sich Geschäftsführer Petz erleichtert, dass das Beschneiungs-E-Werk realisiert werden konnte und mit der Sparte „Energie Riesneralm“ neben dem Lift- und Gastronomiebetrieb eine weitere wirtschaftliche Säule zur Absicherung des Gebiets geschaffen wurde. Durch die Erzeugung von doppelt so viel Strom wie selbst im gesamten Betrieb inklusive Beschneiungsanlage benötigt wird, sind sie damit auch zum ökologischen Vorreiter der Branche avanciert.

 

Beim Kleinwasserkraftwerk Riesneralm Donnersbach schließt sich der Kreislauf – Wasser wird zur Erzeugung von Ökostrom genutzt, direkt in Schnee umgewandelt und fließt nach der Schneeschmelze in seinem ursprünglichen Zustand schließlich wieder zurück in den Fluss.

 

Technische Kenndaten:

Betreiber: Riesneralm Bergbahnen

besteht seit: 2020

Ausbauwassermenge Q: 2 m³/s

Bruttofallhöhe H: 32,5 m

Nettofallhöhe: 30,5 m

Druckleitung: GFK, ca. 1.600 m

Turbine: Diagonal-Turbine (Geppert GmbH)

Engpassleistung: 502 kW

Generator: 600 kV (Hitzinger)

Regelarbeitsvermögen RAV: 6 Millionen kWh (zusammen mit bestehendem Kraftwerk    Hinterwald)

 

Ausführende Firmen:

Gebrüder Haider, Turbinenbau Geppert, MBK Energietechnik, Planungsbüro Zöschg & Groß, Hydro Snow, Etertec Rohrsysteme, Kunstschmiede Schweiger, Erdbau Reith, Holzbau Pilz, Portalbau Zechner, Zörweg Transporte, Dachdeckerei Steiner